Niemals Vergessen!

Sonntag, 22.10.2017

Phnom Penh 17-20.10.17

 

Moin,

 

Den letzten Tag in Siem Reap haben wir im Pool und in der schönen Innenstadt genossen. Außerdem haben wir noch schnell für den nächsten Tag einen Bus nach Phnom Penh gebucht. Am nächsten Morgen wurden wir aslo um 9 Uhr vom Busunternehmen abgeholt und fuhren ca. 4-5 Stunden nach Phnom Penh. Dort am Central Market rausgeschmissen nahmen wir uns ein Tuk Tuk welches uns bis zu unserem Hostel in der Nähe des Unabhängigkeitsdenkmals fuhr. Im Aura Thematic Hostel hatten wir uns für 3 Nächte ein 2 bed Dorm gebucht und da wir relativ früh da waren hatten wir das Glück uns das untere Bett des Etagenbettes auszusuchen. Den Raum teilten wir uns mal wieder mit einem irischen Pärchen, dieses Mal aber ein jüngeres 😀

Am nächsten Tag besuchten wir das Tuol-Sleng-Genozid-Museum das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer. Zwischen 1975 und 1979 wurden dort zwischen 14000 und 20000 Männer, Frauen und auch Kinder inhaftiert, wovon nur 14 Menschen überlebten. Von diesen 14 starben weitere 7 kurz nach der Befreiung an den schweren Erkrankungen und Zuständen. Auch Europäer waren unter diesen Häftlingen. Von Ihnen überlebte keiner. Das S21 Gefängnis wurde dafür benutzt Informationen mit Hilfe von Folter aus den Gefangenen heraus zu quetschen. Außerdem benutzte man die Gefangenen als Blutspender für die Armee, weswegen über 100 gefangene nur am ausbluten starben. Die Gefangenen waren an Gitterbetten gefesselt oder in winzige Räume eingesperrt. Jegliche Laute wie weinen, lachen, reden oder schreien waren vollständig verboten, selbst bei der Folter durfte der Insasse keinen Ton von sich geben. Unfassbar zu welchen schrecklichen Taten „Menschen“ in der Lage sind. Gefoltert wurde hauptsächlich mit Elektroschocks, Prügel, Waterboarding, Säure , Daumenschrauben und auch das Aufhängen an einem Galgen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Das Gefängnis wurde seit der Befreiung so gelassen wie es ist und in ein Museum umgewandelt. Es wurde nichts zerstört oder stark gesäubert. So kann man noch heute die riesigen Blutrückstände und die originalen Foltergeräte sehen. Auch Originalaufnahmen der Leichen sind zu sehen, welche ich hier aber nicht Online stelle. Außerdem ist einer der 7 Überlebenden jeden Tag im Museum um von den Gräueltaten zu berichten. Insgesamt verbrachten wir fast 4 Stunden in dem Museum. Dieses Museum ist wirklich nichts für schwache Nerven und es war unfassbar schockierend zu sehen, das es so etwas wirklich gab.

 

Mit einem traurigen Gefühl für die Menschheit gingen wir durch einen schönen Park zurück ins Hostel.

Am nächsten Tag mieteten wir uns einen Roller und fuhren zum wir zum Choeung Ek, dem wohl bekanntesten der über 300 „Killing Fields“ aus der Zeit der Roten Khmer. In Choeung Ek wurden zwischen 1975 und 1779 mehr als 17000 Menschen exekutiert, viele davon waren Insassen aus dem S21 Gefängnis. Die Menschen wurden per Laster hin transportiert, die Augen wurden verbunden und die Hände gefesselt. Dann brachte man diese an den Rand einer Grube und erschlug sie mit einer Schaufel oder einem Bambusstab. Danach schnitt man ihnen die Kehle durch und stoß sie in das Massengrab. Auch Babys und Kinder wurden hier sadistisch ermordet. Noch heute werden fast täglich neue Knochen aus diesen Massengräbern durch Auswaschungen des Bodens an die Oberfläche transportiert. Beim begehen dieser Anlage sahen auch wir einige Knochen und Kleidung herumliegen. Außerdem werden die Schädel der ermordeten in einer Stupa aufbewahrt. Auch an diesem Ort konnten wir nicht wirklich glauben, das es wirklich „Menschen“, gar Familienväter oder Mütter waren, die so etwas taten. Die Menschen werden wohl nie aus der Vergangenheit lernen und das ist ein ausgesprochen deprimierendes Gefühl.

 

Wir fuhren nach Phnom Penh um mehr über die Geschichte der Roten Khmer zu erfahren und ja wir erfuhren mehr über diese. Insgesamt ein grausames und auch deprimierendes Gefühl die Wahrheit und die Orte der Grauen gesehen zu haben. Aber genau durch die Arbeit von Museen oder Gedenkstätten wie diesen beiden, wird vor solchen scheußlichen Momenten gewarnt. Denn durch das Vergessen oder Totschweigen von Gräueltaten wird die Menschheit niemals lernen!

 

Den Blog beenden wir an dieser Stelle mit einem Zitat aus einem Gedicht von Berthold Brecht, geschrieben im Jahre 1952:

Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“



Bis denn